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Die Basis meiner Arbeit bildet die Begleitung von Menschen bei der Entwicklung Ihres SELBST. Doch…

  • was kann man unter SELBST verstehen und was beinhaltet dieses?
  • Gibt es dazu unterschiedliche Definitionen innerhalb der Psychologie?
  • Welche Bedeutung hat es bei der Arbeit im Rahmen eines ganzheitlichen Coachings und welches Ziel wird damit verfolgt?

Zu Beginn eine kleine Übung:

Stell Dich vor den Spiegel und stelle Dir die ganz einfache Frage: Wer bin ICH? Was würdest Du antworten? Wer bin ich jetzt im Vergleich, zu dem der ich früher war? Wann früher? Ist ICH eine Sammlung von Merkmalen oder eine Zusammenfassung meiner Fähigkeiten oder noch mehr? Und welche Rolle spielt die eigene Wertung eben dieser Beschreibungen? Was finde ich gut oder schlecht bei mir?

Und weiter: Kann ich mir vorstellen, dass sich hinter meinem so wahrgenommenen ICH etwas Größeres befindet? Das mein vollständiges und mögliches Sein kennt, meinen Lebensplan hin zur individuellen Ganzheit?

Ich möchte zu Beginn das ICH darstellen, wie es in der traditionellen Psychologie definiert wird und was daraus für eine ICH-Entwicklung folgt. Denn diese möchte ich von der SELBST-Entwicklung abgrenzen.

ICH Entwicklung

Jedes ICH verfügt über Erbanlagen, die das Potenzial zur Entwicklung bestimmter Verhaltensweisen oder Eigenschaften (und anderes) beinhalten. Die heutige Wissenschaft geht davon aus, dass diese weniger determinierend wirken als früher angenommen, sondern eher Anlagenpotenziale darstellen. Das Ich als bewusste Instanz kann entscheiden und steuern, welche dieser Anlagen es entwickeln möchte und welche nicht. Dies tut der Mensch, in dem er seinen Willen einsetzt. Gleichzeitig ist der Mensch ein lernfähiges Wesen und kann entscheiden, was und von wem er lernen möchte, um so sein Verhaltensrepertoir beständig erweitern zu können. Dieses findet immer in gegebenen Umweltbedingungen statt, welches eine solche Entwicklung unterstützen oder hemmen kann.

Die Außenwelt spielt oft die Rolle einer moralischen Instanz, welche dem Menschen geneigt machen, sich dessen Erwartungen anzupassen, z.B. der Kultur am Arbeitsplatz, im privaten Miteinander etc. Als soziales Wesen darf man diesen Einfluss nicht unterschätzen, da wir uns gerade zu Beginn unserer Entwicklung stark im Außen orientieren und lernen, mit welchen Eigenschaften wir vermeintlich geliebt werden und wann nicht. Dadurch entstehen vom ICH abgelehnte Eigenschaften (in der Grafik dunkelblau dargestellt).

Das Ich wird in der traditionellen Psychologie mit Bewusstsein gleichgesetzt und als die einzige und voll bewusste sowie kontrollierende Instanz angesehen. Im Rahmen der eigenen ICH-Entwicklung baut der Mensch jetzt eine ICH-Identität auf, in dem er

– entscheidet, welche Fähigkeiten und Eigenschaften er entwickeln möchte und welche nicht

– was gelernt werden soll, dabei auch den eigenen Willen entwickeln kann (Willensschulung) sowie

– die Umweltbedingungen verändern, welchen er ausgesetzt ist (z.B. durch Umzug, Auswahl der Uni etc.).

In dem der Mensch sich angepasst hat und in Folge viele seiner Anlagen „verstecken“ musste, kann er diesen Prozess wieder rückgängig machen. Denn was die Kultur als akzeptabel empfindet, bildet immer nur einen kleinen Teil des möglichen Anlagenspektrums dar. Ein Beispiel: mit Beginn der Schule wird dem logischen Denken ein höherer Stellenwert beigemessen, als das kreativ-schöpferische. Viele Menschen vernachlässigen daher früh ihre eigenen künstlerischen Fähigkeiten und entwickeln diese nicht weiter (Malen, Schreiben, Musizieren etc.,)

Das ICH umfasst also alle bewussten und in seiner Identität integrierten Anlagen und Wesenszüge. Doch wurde dieser ICH Begriff mit dem Aufkommen der Tiefenpsychologie (beginnend mit Sigmund Freud) erweitert. Denn das ICH kann eigene Anlagen soweit verdrängen, dass es diese nicht mehr erinnert. Sie werden ins sogenannte Unbewusste verdrängt. Dennoch stellen diese Anlagen Energien dar, die gelebt werden wollen. Je mehr seiner Anlagen der betreffende Mensch ins Unbewusste verdrängt, umso unvollständiger fühlt er sich. Im Unbewussten gibt es eine Instanz, welche den Menschen immer wieder zu seiner in ihm angelegten Ganzheit führen möchte, das SELBST: Folgende Definition aus dem Dorsch:

In der Analytische Psychologie ist das Selbst […]  (1) ein Archetyp der Ganzheit, der den Individuationsprozess steuert und reguliert, (2) eine annäherungsweise Vereinigung von Bewusstsein und Unbewusstem zu einer umfassenderen, vollst. Persönlichkeit mit hellen und dunklen Seiten und (3) eine dem Ich übergeordnete Instanz, zu der sich das Ich bewusst werdend und entscheidend oder aber passiv-geschehen-lassend verhalten muss. (https://dorsch.hogrefe.com/stichwort/selbst-analytisch-nach-cg-jung

SELBST Entwicklung

Meine Arbeit basiert auf einem ganzheitlichen Verständnis des Modells von C.G. Jung (1875-1961). Der Gründer der sogenannten analytischen Psychologie war ein Schüler Sigmund Freuds. Er hat als Psychiater und Psychotherapeut aufgrund seiner Erfahrungen aus zahlreichen therapeutischen Sitzungen den herkömmlichen Begriff des ICH erweitert. Für Jung ist das ICH der bewusste Teil der Person, das SELBST der Unbewusste. Zur Geburt ist jeder Mensch noch mit der Gesamtheit an Anlagen ausgestattet und damit „Ganz“, ihm stehen alle Entwicklungsmöglichkeiten zu Verfügung. Im Rahmen des Anpassungsprozesses bewertet der Mensch diese, auch und vor allem emotional. Je mehr diese also mit negativen Gefühlen belegt sind, umso mehr werden sie abgeschoben. Er beurteilt und bewertet sich damit und verdrängt alle ungewünschten Anlagen ins Unbewusste. Die Ganzheit reduziert sich immer mehr auf ein gesellschaftlich akzeptiertes ICH, es ist immer kleiner als das mögliche, ganze SELBST(siehe meine Abbildung)

Was kann man nun unter Selbstentwicklung verstehen? Eine Definition aus dem Dorsch Lexikon:(https://dorsch.hogrefe.com/stichwort/selbstentwicklung):

Selbstentwicklung kann als grundlegendes Bedürfnis des Menschen bezeichnet werden, das zu sein, was man in Wahrheit ist, und nicht das, was man hat sein sollen oder müssen. Entsprechend kann die Selbstentwicklung als ein reflektierender und/oder therapeutischer Prozess beschrieben werden, das eigene, individuelle bzw. «wahre» Selbst zu entdecken und zu entwickeln.

Das SELBST ist sozusagen der innere Katalysator für die eigene permanente Weiterentwicklung, auch wenn das ICH dies nicht möchte. Der Mensch kann also freiwillig seine Ganzheit entwickeln oder er wird dazu getrieben. Nicht akzeptierte Anlagen tauchen dann z.B. in Form von Krankheiten oder in anderer Form auf. Es kommen vor allem Menschen in die Beratung, die das Gefühl haben „Anders zu sein“ als die Norm. Denn hier zeigt sich die innere Spannung zwischen dem wirklichen und erwarteten Sein am deutlichsten.

Was ist jetzt das Problem?

Die unbewussten Anlagen wurden aufgrund von negativen Gefühlen verdrängt und als Erinnerung mit diesen verbunden. Um das Beispiel von oben heranzuziehen: ein Kind könnte sich künstlerisch ausdrücken in Form von Malen. Wird eines seiner Bilder aber von einer Bezugsperson sehr negativ bewertet, könnte es frustriert das Malen aufgeben. Diese kreative Fähigkeit ist damit negativ belegt . Im Laufe der Zeit vergisst es seine Fähigkeit vollständig. Damit rutschat diese ins Unbewusste.

Versucht man nun mittels des Verstandes z.b. auf Basis gesprächsorientierten Coachings diese aufzudecken, funktioniert das nicht. Alle rational-orientierten Methoden scheitern hier.

Das Selbst spricht auf andere Weise zu einem. Im Bereich des bildhaft-symbolischen Bewusstseinszustands, ähnlich dem Träumen, taucht es auf und kann wahrgenommen werden. Die beste Methode ist die der inneren Seelenbilderreisen.

Schon C.G. arbeitete viel mit diesen inneren, sogenannten Aktiven Imaginationen und wusste daher um deren Wirksamkeit. Man kann es auch als Dialog mit dem Inneren (= dem SELBST) bezeichnen.

SELBST-Entwicklung bedeutet also:

  • freiwillig einen Kontakt zum SELBST herzustellen und diesem zuzuhören (dies lernt man mittels innerer Reisen)
  • alle fehlenden Anteile wieder zu erinnern, welche der eigenen GANZHEIT im Lauf des Lebens verloren gegangen sind
  • Die darin gebundenen und verdrängten Energien im eigenen leben Raum zu geben und diese bewusst weiter zu entwickeln. Der betreffende Mensch sucht sich neue und für ihn passende Ausdruckformen für diese Energien.

Das SELBST weiss aber nicht nur um alle in einem vorhandenen Anlagenpotenziale. Es kennt auch den eigenen SINN im Leben. Denn jeder Mensch verfügt über solche Anlagen, die ihm in der Gesamtheit unterstützen einen Seins Auftrag anzustreben. Diesen Prozess der Erkenntnis der eigenen Einzigartigkeit und dessen Realisation im Leben nennt die analytische Psychologie „Individuation.“

Heilpraktiker (beschränkt auf das Gebiet der Psychotherapie) Seminarleiter Organistionsentwickler